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#09 - LEBERSPENDE

Heute steht eine beeindruckende Frau vor meiner Kamera. Seit einigen Jahren kenne ich sie,
aber von ihrer Geschichte habe ich erst im Zuge meines Narben-Projektes erfahren.
Michiko ist 30 Jahre alt, als das Leben ihres Vaters nach einer langen Zeit der Erkrankung
an einem seidenen Faden hängt. Nur eine Transplantation kann ihm noch helfen.

NAME: Michiko
OP-ALTER: 30 Jahre
DIAGNOSE: Organspende Leber

Michi: Mein Vater war sehr krank seit ich ein Schulkind war. Lange Zeit konnte er so mit seiner Erkrankung leben, aber mit den Jahren hat seine Leber immer mehr abgebaut. Irgendwann ging es ihm so schlecht, dass ihm nur noch eine Transplantation helfen konnte.
Wir als seine Kinder wurden gefragt, ob wir bereit wären, ihm einen Teil unserer Leber zu spenden. Meine Geschwister mit der gleichen Blutgruppe waren zu jung. Für mich war sofort klar, dass ich ihm helfen würde, sollte ich als Spender in Frage kommen. Wir hatten schon immer eine sehr enge Bindung. Als ich noch ein kleines Mädchen war, dachte ich sogar, dass mein Vater mich geboren hätte. 😀 Und als dann tatsächlich klar war, dass ich als Spender passe, dachte ich: Das wird schon gut gehen. Unsere Körper streiten nicht, das wird klappen. Kurz nach meinem 30. Geburtstag wurde ich dann operiert.

Sylvia: Du kommst ja gebürtig aus Japan. Wurde die OP dort durchgeführt?

Michi: Ja, ich bin für die OP nach Japan geflogen. Einen Monat vor der OP bin ich hin geflogen und musste dann noch viele Tests machen.

Sylvia: Habt Ihr Euch direkt vor der OP gesehen?

Michi: Ja, wir haben am Abend vor der OP sogar im selben Zimmer im Krankenhaus übernachtet. Das war sehr gut. Wir haben viel geredet und ich habe für uns gebetet. Das war nochmal eine richtig gute Zeit.
Am nächsten Morgen sind wir getrennt in den OP geschoben worden. Ich kam zuerst in den OP. Mein Vater war dann später dran.

Sylvia: Hattest Du keine Sorgen, dass bei der OP etwas schief gehen könnte?

Michi: Mein Vater hatte glaub ziemlich Angst. Er ist selbst Arzt und weiß, was alles schief gehen kann. Ich hatte keine Angst. Ich habe einfach Gott vertraut, dass alles gut wird.

Sylvia: Was hast Du gedacht, als Du nach der Operation aufgewacht bist?

Michi: Ich habe es geschafft! 😀
Als ich die Narbe dann zum ersten Mal im Spiegel gesehen habe, habe ich sofort gedacht: Das sieht ja aus wie ein L! L wie Liebe!

Nach ca. drei Monaten ist Michi´s Leber wieder zur vollen Größe nachgewachsen und auch der Teil im Bauch ihres Vater ist zur vollen Größe gewachsen. Unglaublich, was unser Körper im Stande ist, zu leisten!

Es war ein toller Fototag mit Michi. Es beeidruckt mich, mit welcher Selbstverständlichkeit sie Ihrem Vater einen Teil ihres Organs spendet und sich selbst damit in Gefahr bringt. Ich wünsche mir, dass so viel mehr Leute sich Gedanken über Organspende machen. Es ist so wichtig, Leben können davon abhängen.

An unserem Shootingtag wurden wir von einem freien Journalisten des ERF begleitet. Er hat eine kleine Reportage über das Narbenprojekt gedreht. Das war wirklich eine spannende und schöne Erfahrung. Ich hoffe, dass sich so noch mehr Leute begeistern lassen, Teil des Projektes zu werden, Mut zu machen und Hoffnung zu schenken.

Hier könnt Ihr den Beitrag anschauen: https://www.erf.de/hoeren-sehen/erf-jess/inhalte/storythek/narben-fotografie/51693-28