Larissa war 17 Jahre alt, als sie begann, in der Schweiz eine Ausbildung als Hotelfachfrau zu machen.
Irgendwann hatte sie starke Schmerzen im Arm, ist aber nie zum Arzt gegangen. „In der Gastro ist man nicht krank“, erzählt sie. Nach 2 Monaten hatte ich Ferien, bin in meinem Heimatort zum Hausarzt. Er meinte es sei eine Muskelverspannung und hat mir Massage oder Tabletten angeboten. Ich bin zur Massage und sie meinte, es sei so verspannt, da könne sie nichts machen. Also Tabletten.“
NAME: Larissa
OP-ALTER: 18 Jahre
DIAGNOSE: Tumor im Oberarm, später Lungen-Metastasen
Larissa erzählt weiter:
Zurück in der Schweiz, Tabletten leer und zum nächsten Arzt. Andere Tabletten und Pflaster. Nichts hat geholfen. Zum nächsten Arzt. Dieser meinte, ich würde die Höhe nicht vertragen und ich sollte mehr an der frischen Luft spazieren (Ich war 12 h am Tag im Service). Also habe ich nur noch Tabletten genommen. Nach ca 3,5 Monaten hatte ich so starke Schmerzen, dass ich meinen Arm nicht mehr bewegen konnte. Also wieder zum Arzt, ins MRI und da war der Tumor bereits tennisballgroß im rechten Oberarm. Ich war 18.
Die Ärzte wollten mir den Arm amputieren. Das wollte ich nicht. Ich wollte immer unabhängig bleiben. Also wurde der Oberarmknochen rausgenommen inklusive den umliegenden Muskeln und ich habe eine Prothese erhalten. Ich kann den Oberarm nicht mehr bewegen, nur den Unterarm.
Dann kamen 18 Chemotherapien. Die habe ich so gut vertragen, dass ich nebenher meine Ausbildung fertig machen konnte. 2 Wochen vor der Diagnose kam ich mit meinem Freund und jetzigen Ehemann zusammen.
Nach 1,5 Jahren hat sich meine Prothese gedreht, ich habe eine neue bekommen. Danach ist mir schon ein Knubbel aufgefallen, aber die Ärzte meinten, es wäre ein Muskel. Ich bin dann 3.5 Monate nach Südostasien. Als ich zurückkam, war das Rezidiv wieder tennisballgross. Wieder OP, wieder 4 Chemos. 4 Monate nach der Chemo kam das nächste Rezidiv. Dieses hat man schnell entdeckt und war nur haselnussgroß.
Ich habe dann gearbeitet und mich für eine berufliche Neuorientierung entschieden. Ich habe das Fachabi gemacht und ein Studium als Ernährungsberaterin begonnen.
Unser Sohn ist 2017 auf die Welt gekommen. Es war ein Wunder, dass ich schwanger werden konnte. Als er 2.5 Jahre alt, wurden das erste Mal Lungenmetasen entdeckt. Ich war bereits 6 Jahre krebsfrei und habe nicht mehr damit gerechnet, dass der Krebs zurückkommen könnte.
Bis vor den Lungenmetastasen war meine Krankheit nie wirklich belastend für mich. Ich war ja frisch verliebt damals, hab alles durch die rosa Brille gesehen und fand das Wort Krebs auch immer sehr abstrakt.
Wenn man dann eigene Kinder hat, verändert sich auch die Einstellung zum Leben, Man hat Verantwortung und auf einmal geht es nicht mehr nur um das eigene Leben. Trotzdem wollte ich nie dieser Krankheit zu viel Macht geben und meine Zukunft danach planen „Was ist, wenn es wieder kommt.“ Ich war positiv und bin stets davon ausgegangen, dass jetzt das letzte Mal war. Im Dezember 2020 kam unsere Tochter zur Welt. Alles war perfekt, bis im Juli 2021, als wieder 2 Knoten auf der Lunge entdeckt wurden.
Schlussendlich wurden bei einer offenen OP 4 Metastasen herausgenommen.
Seither ist die Vergänglichkeit des Lebens einfach nahe. Auch wenn die Angst ein täglicher Begleiter ist, so habe ich auch gelernt sie als Aktivator zu nutzen. Ich versuche das Beste aus der Zeit zu machen und mein Leben zu geniessen. Meine Kinder und meine Familie geben mir viel Kraft und Lebensenergie.
Mein Tattoo „Always look on the bright side of life“ wollte ich bereits vor 13 Jahren machen lassen. Damals habe ich es nicht gemacht, weil ich befürchtet habe, es irgendwann zu bereuen. Nach den letzten Metastasen habe ich dies nun nachgeholt. Sollte ich es irgendwann einmal bereuen, so freue ich mich, dass ich noch hier sein und bereuen darf.